Durchgebrannt - Roman by Kristina Dunker

Durchgebrannt - Roman by Kristina Dunker

Autor:Kristina Dunker
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kinder- und Jugendbücher/Jugendbücher ab 12 Jahre
Herausgeber: dtv


14

So erfüllt die Fee mir meinen dritten und letzten Wunsch.

»He, hey, jetzt geht's los«, sagt Nils.

Ferhad lacht verhalten. »Knutschen ist in der Jugendfreizeit verboten.«

Ich höre ihn nur noch wie aus der Ferne. Um mich herum klappert Geschirr, Menschen lachen, Handys klingeln -- meins nicht --, ich habe die Augen zu und blende alles aus. Ricarda küsst unheimlich gut, so gut, dass ich sicher bin, dass sie's nicht zum ersten Mal tut. Und wenn schon. Selbst wenn sie schon zwanzig Exfreunde haben sollte, Hauptsache ist: Jetzt küsst sie mich.

Im Hintergrund sehe ich, dass auch Eric und Nathalie mutig geworden sind und Hand in Hand aufstehen und hinter den Zelten verschwinden. Es ist eben der richtige Moment.

Ich mag auch Lea, aber gewünscht habe ich mir Ricarda. Ricarda ist die ideale Frau für einen Urlaubstraum. Jeder Reisekatalogmacher, der mit einem Foto unter Palmen werben will, würde sie engagieren.

Wir stehen gleichzeitig auf, laufen ein paar Meter von den anderen fort, verstecken uns hinter dem Waschhaus und knutschen wie wild. Ricarda ist richtig gierig, öffnet meinen Mund immer wieder, stürmt mit ihrer Zunge hinein, winkelt ein Bein an, drückt ihr nacktes Knie gegen meine Hüfte. Mann, die Frau ist noch heißer, als ich gedacht habe. Aber ich hab noch nie mit einem Mädchen . . .

Ein Fußball schlägt neben meinem Kopf gegen die Wand, ich zucke nicht mit der Wimper. Und wenn jetzt 'ne Bombe im Waschhaus hochginge, mir egal.

»Liebst du mich, Flo?«

»Ja, ich finde dich supertoll«, antworte ich atemlos, während sich ihr weicher Körper gegen meinen drückt. Meine Hände wandern von ihrem Rücken nach vorn: der glatte Stoff des Kleides, die Spitze vom BH. Und Ricarda kommt immer näher, Zentimeter um Zentimeter drängt sie sich an mich und flüstert: »Das ist so stark, wie du dich gegen deine Eltern durchgesetzt hast. Das macht mich total an. So was würde ich mich auch gern trauen. Meine verbieten mir nämlich auch so viel, machen mir blödsinnige Vorschriften. Sagen, ich bin zu jung, um in die Disco zu gehen, zu jung, mit Lea allein was zu unternehmen, zu jung, einen Freund mit nach Hause zu bringen. Ich kann's, genau wie du, kaum erwarten, achtzehn zu werden.«

»Hattest du schon einen Freund?«

»Mhm.« Sie zeigt mir drei Finger und sieht stolz aus.

»So richtig?«

»Was heißt schon richtig?«

»Mit allem.«

»Ach so.« Sie grinst und fährt mit ihrer Hand meinen Körper entlang, an der Seite zwar, aber das reicht schon. Jetzt stoppt sie auf der richtigen Höhe und streckt die Finger aus. »Ich warte auf den Richtigen. Mein Ex meinte, ich sollte nicht mehr Fußball spielen, das würde mir zu muskulöse Beine machen. Da hab ich ihn abgeschossen.«

»Also, ich mag Frauen, die Fußball spielen.«

»Zu einem Draufgänger wie dir passt ja auch kein schwaches Modepüppchen und keine superschlanke Spinne.«

Mit der superschlanken Spinne ist Lea gemeint. Na, die hört's ja nicht. Und sieht uns hoffentlich auch nicht, wenn wir es uns in einem Strandkorb gemütlich machen. Wer von uns hat das jetzt vorgeschlagen? Auf jeden Fall ist es eine gute Idee.

»Gehen wir?«

»Los!«

Ich weiß nicht, wann ich in letzter Zeit einmal so glücklich, lebendig und zuversichtlich war.



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